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Ehemalige Ankerbrotfabrik, Puchsbaumgasse 1, 1100 Wien
und auf Radio ORANGE 94.0

Kuratiert von: Veronika Barnas und Georg Schöllhammer

Eröffnung: 17. April 2009, 19 Uhr (Performances: Hilde Fuchs. Bah vs Liii Superviced)
Öffnungszeiten:
Sa. 18.04. 14 - 20 Uhr (Performance: Daniel Aschwanden.)
So 19.04.: Brunch 11 - 20 Uhr (Performance: Daniel Aschwanden.)
Radio ORANGE 94.0: Fr. 17. 04.- So 19. 04.: 16 - 16:30 Uhr

TeilnehmerInnen:

Maria Anwander. Daniel Aschwanden. Bah vs.Liii Superviced. Miriam Bajtala.
Sigbjörn Bratlie/Arne Langleite. Kirsten Borchert/Larissa Leverenz/Björn Westphal.
Daniel Chluba. Elisabeth Czihak. dotcom[plot]. Silvia Ederer. Eloui/Nicole Miltner/
Gerald Naderer/Heimo Prünster/Benjamin Tomasi. Judith Fischer. Hilde Fuchs.
Julie Kierkegaard Galsbo. Martin Grandits. Haas/Mayer/Mickal. Karin Hammer/
Hummerchips/David Krems. Frank Hagen. Romana Hagyo. Beate Hecher/Markus Keim.
Lukas Heistinger. Paul Horn. Katrin Hornek. Harald Hund. isebuki. Karl Kilian.
Martin Kitzler. Klara Kohler. Christoph Kolar. Mike Kostner. Elke Krasny/
Cynthia Schwertsik. Karl Kühn. Silke Maier-Gamauf.Liesl Raff. Christian Ruchnewitz.
Liddy Scheffknecht/Armin Wagner. Mizzi Schnyder feat. Raalrohm.
Frederike Schweizer/Sissa Micheli. Johannes Stoll.Gabriel Tempea. Johanna Tinzl/
Stefan Flunger. Julian Turner. Gerhard Veismann. Simon Veres. Letizia Werth.
Flora Watzal. Peter Wehinger.

Die Ausstellungsreihe „unORTnung“, die sich der temporären Besetzung leerstehender Räumlichkeiten
in Wien, zur Bespielung durch ortsspezifische künstlerische Interventionen verschrieben hat, fand
in ihrer „V“ Runde auf auf 3000qm der ehemaligen Ankebrotfabrik statt.
Favoriten ist gekennzeichnet durch eine enorme Dichte an Wohn-/Gemeindebauten und großer Baudynamik,
bei gleichzeitigem außer Acht Lassens dieser Kapazitäten für eine aktive kulturelle Entwicklung.
Inzwischen wohnen 10% der Einwohner ganz Wiens im 10. Bezirk und somit besitzt Favoriten mehr
Einwohner als Linz.

KünstlerInnen aus verschiednen Disziplinen wurden eingeladen sich mit den oben angeführten Fakten
inhaltlich, räumlich sowie künstlerisch auseinander zu setzen, speziell für den Ort interdisziplinäre
Projekte zu entwickeln, den Stadt-Raum mit seinen ungenützten Nicht- bzw. unORTen im Recycling-
verfahren zurück zu erobern.

„unORTnung“ wurde dieses Mal auch um die akustische Dimension erweitert, mit einem Schwerpunkt auf
akustisch raumgreifende Werke, die im erweiterten Ausstellungsraum auf Radio Orange am Ausstellungs-
wochenende gesendet werden.

„unORTnung I- IV“ haben gezeigt, wie sinnvoll und kreativ unORTe sichtbar gemacht werden können und
wie wertvoll es für Stadtentwicklung und Bezirke sein kann, diese Orte und Plätze in die
Aufmerksamkeit zurückzuholen. Konkret für diese Nicht-Orte angefertigte Arbeiten machen nicht nur
auf sich selbst aufmerksam, sondern verführen auch zur Weiternutzung und zum Perspektivenwechsel in
Bezug auf Städtenutzung und der Einbindung von Anrainerinnen.Sie verweisen auch auf die Wichtigkeit
neuer künstlerischer Präsentationsformen in Wien, insbesondere im Bereich der
„Kunst im öffentlichen Raum“ und der„off-space-szene“.

Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt von: http://www.loftcity.at/

Unterstützt von: bm:ukk, ma7- Kunstangelegenheiten

 

 

isebuki (Bernhard Faiss/Andrea Kessler). „marked-to-market“Fassadenbespielung der ehemaligen Ankerbrotfabrik. 2009
Durch Plakatierung von weissen Papierblättern im Format DIN A4 wird die Fassade der Ankerbrotfabrik mittels Kletteraktion mit einer Perforationsmarkierung versehen. Diese wirkt in Kombination mit dem Piktogramm einer Schere wie eine Trennlinie und veranlasst Betrachter, das Gebäude optisch in zwei Teile zu trennen, erzeugt so ein Irritationsmoment. http://www.isebuki.com

Simon Veres. „0M_V_GG  Blicke Zeugen Berichte“. 2009
Personen aus verschiedenen Sekundenbruchteilen einer Wirklichkeit festgehalten, dann freigesetzt und zu Bildmontagen zusammengefügt. Die isolierten Wirklichkeiten werden mittels multimedialer Bearbeitungstechnik zu erweiterten Wirklichkeiten. Es entstehen also verdichtete Bilder, und neue Bedeutungskomplexe werden durch neu
ermöglichte Sehweisen geschaffen. Bild-Aussagen lassen sich sehen und lesen, in und aus Sichtweisen entstehen Geschichten (Bild-Erzählung). Durch die stark inszenierten Kompositionen entstehen anzunehmende Zusammenhänge.
Die Bilder sind zeitgenössische Gesellschaftsportraits und inszenierte Dokumentationen.

Johanna Tinzl / Stefan Flunger. „The Great Transformation“.
Intervention. 2009
Der Titel »The Great Transformation« nimmt Anleihe am Buch »The Great Transformation – Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen«, das der Wirtschaftswissenschaftler Karl Polanyi verfasst hat und das 1944 erschienen ist.
Die Worte CAPITAL, LABOUR und SURPLUS VALUE sind mittels Lichtschlauch an der Wand in der grossen Halle montiert. Sie bilden die Form eines Kreises und leuchten abwechselnd hintereinander.

Durch die Kreisform und den Anbringungsort beziehen wir uns formal auf die Fabriksuhr, den Inbegrifffür fremdbestimmte Arbeitszeit und auf Gestaltungsformen von Gebrauchsgrafik, die komplexe Sachverhalte möglichst eingängig zu vermitteln hat. Der Lichteffekt setzt Beziehungen zum Glücksspiel.

Die Begriffe CAPITAL, LABOUR und SURPLUS VALUE verweisen auf den kapitalistischen Produktionskreislauf, dessen Verwertungslogik und auf die Kunst selbst.

 

Paul Horn. „PROFI“. 2009
...Das grosse Versprechen der Industrialisierung, dass durch die Rationalisierung der Arbeitsschritte die Produktionskosten und damit der Preis der Waren stark gesenkt werden würde, wirkt aus heutiger Sicht wie eine Beute, die vom Großteil der Gesellschaft nie abgeholt wurde. Die freigewordene Energie wird - global gesehen - relativ wenig in Vollbeschäftigung mit kürzeren Arbeitszeiten, breit gefächerte Bildung und Weiterbildung, Kultur, Freizeit, Gesundheit, Sport, Familie investiert. Dinge, die den Alltag lustbetonter und spaßiger gestalten würden.

Um das nachzuholen wurde im höchsten Raum der Ankerbrotfabrik die “Profi-Variante” einer Schaukel montiert, die die industrielle Architektur am Ende ihres Lebenszyklus noch einmal zurückerobert.

Flora Watzal/ Miriam Bajtala. „Die Falle“. 2009
Die geräumte Fabrik mit den Resten ihrer nahen Vergangenheit ist Ausgangspunkt für eine einfache Versuchsanordnung. Gibt es noch Spuren des einstigen Großbetriebes? Was beinhaltet ein Gebäude, das
– seiner alten Funktion beraubt – auf eine Umgestaltung wartet. Vergangenheit und Zukunft scheinen zu überlappen. Was lässt sich sichtbar machen und einfangen in den leergefegten Räumen?
Eine überdimensionale Mottenfalle, in den riesigen Hallen so klein wie das Original in einem Schrank, soll anlocken was da ist. Die Pheromone machen alle an.

df

Klara Kohler. „KONTINUIERLICH“. 2009
Der Zyklus ‚kontinuierlich’ reiht sich ein in einen größeren Zusammenhang von Arbeiten, die um Erinnerung und Augenblick kreisen.
In einer Reihe von Fotoarbeiten versuche ich die Ausstellungsorte des Projektes "unORTnung" als ein sich kontinuierlich von Raum zu Raum fortschreitendes Projekt so darzustellen, dass ähnlich dem Vorgang des Erinnerns der jeweilig gezeigte Raum im Vordergrund und die vergangenen Ausstellungsorte in den Hintergrund treten.
Jeder bisherige Präsentationsort ist fotographisch als Ineinaderschichtung von Räumen  repräsentiert.
Dies ist eine Zwischenstation!

ich nehme am Raum teil 
ich erinnere mich daran
ich nehme es mit zum nächsten Raum

dort nehme ich am Raum teil
ich erinnere mich daran
ich nehme es mit zum nächsten Raum

dort nehme ich am Raum teil

Erst am Ende der unORTnungsreihe wird alles ersichtlich.
Einstweilen ist es der Raum, die Erinnerung daran, das Mitnehmen, das Bild im Bild.
Die Verdichtung des Gesehenen.
Gelebten. 

Harald Hund. „FUTURE PROSPECTS . 2009
thematisiert den Ausblick in eine Zukunft, die von reger Bautätigkeit geprägt ist. 
Mit einem Blick durch ein Fenster erscheint die ehemalige Ankerbrotfabrik (in etwas abstrahierter Form) von Hochhaus-Baustellen umgeben.
Ein Bild des Fortschritts? Es stellt sich die Frage, was man mit einer derartigen Vorstellung verbindet.
In einer Situation der Rezession erscheint eine solche Projektion umso zweifelhafter.
haraldhund.com/weblog

Daniel Aschwanden. „Sudden death of a dancer modul 1 & 2“.
Performance. 2009
Aschwanden untersucht, wie das eigene und das kollektive Gedächnis mediale Todes-Ikonen aus Film und Fotografie gespeichert haben, re-enactet  Konstruktionen des filmischen Sterbens durch Erschiessen.

Gemeinsam mit Amateuren und Profis inszeniert er die seltsamen Choreografien eines Körpers, der durch einen Schuss oder  Schüsse gewaltsam aus seinen Gleichgewichtszusammenhängen gerissen wird.  Performativ  werden die sich ambivalent gegenüberstehenden Kulturtechniken von Tanzen und Schiessen zusammengeführt, choreografiert und auf  den jeweils medial verdoppelten Tod zugespitzt.   Auf der einen Seite  tanzende Körper, auf  der anderen Bilder des Einbruchs der nackten Gewalt über den Schuss. Im ver-queeren Ansatz resultiert so aus dem Verkörperungsakt medialer gegenwart ein fröhliches Sterben, welches in der Ästhetik eines Werbeclips gestaltet wird. Man könnte sagen, Daniel Aschwanden lässt den Tod üben. Nur ist der Tod, der kommt niemals der Tod den man übt. 

Silvia  Ederer. „Ohne Titel“. 2009

Was im Französischen das Brot ist („le pain“), bedeutet im Englischen „der Schmerz“ – „the pain“

Eine Gegenüberstellung dieser beiden, aus verschiedenen Sprachen stammenden Termini, die durch ihre Gleichschreibung im ersten Moment suggerieren auch Gleiches zu sein, wird durch die von Erwerbstätigkeit durchtränkten Hallen der Ankerbrotfabrik zu einem Politikum, das Zeugnis über die raue Realität der Arbeitswelt gibt. Man könnte reduzierend auch sagen: „Hast du Arbeit- so hast du Brot.“

Bei meinen Spaziergängen durch den zehnten Bezirk ist mir sofort aufgefallen, dass die Art der Menschen sich zu kleiden eine sehr spezielle ist. Sowie auch anderswo und überall Kleidung, bzw. Accessoires immer Auskunft über einen gesellschaftlichen Status geben, bzw. einen solchen vorgeben wollen, funktionieren die Codices der Mode selbstverständlich auch in einem Arbeiterbezirk auf einem sehr genormten Level.

Besonders auffallend waren für mich die fetten, goldenen Panzerketten, die vor allem von den jungen, männlichen Bewohnern des Bezirkes gleichsam als Symbol des erarbeiteten Wohlstandes getragen werden; so war es naheliegend dieses Statussymbol gleichsam zur „Krone des jungen Arbeiters“ zu erheben. 

Karl Kilian. „Tempus fugit“.
Sight specific installation. 2009
In einem Raum im 3. Stock der Ankerbrotfabrik befand sich eine alte Uhr, die nicht mehr funktionierte. Karl Kilian modifizierte diese Uhr, sodass sie viel schneller geht als normal. – Es ist dies ein Eingriff in eine bestehende sight-spezifische Realität, gleichzeitig wird – ähnlich den Arbeit „Echos der Vergangenheit 1+2“ und der interaktiven Installation "Sprich mit dir" im Künstlerhaus und im
Weissen Haus – mit dem für Menschen so determinierten und scheinobjektiverten Begriff der Zeit gespielt.Raum. So auch bei der Rauminstallation „Sprich mit dir“, im Weissen Haus und beim sound:frame-Festival.

Gerhard Veismann. „Wandschrift 7“. 2009
Die silbern schimmernde „Wandschrift 7“, Modell einer Ortsangabe, ist auf den schnellen Blick nicht entzifferbar, da sie spiegelverkehrt angebracht ist. Fast so, als würde man aus einem Inneren heraus (das der aufgegebenen Brotfabrik, in die es einen für kurze Zeit verschlagen hat?) die Schrift von hinten betrachten. Durch den Silberschimmer soll die Schrift, als sei sie eher eine deplatzierte Tingeltangel-Dekoration als ein ominöser Hinweis auf etwas, so schön wie möglich aussehen.  (...) Ist sie denn überhaupt Hinweis oder Aussage? Wer sich der Mühe der Entzifferung unterzieht, wird mit keiner kleinen Erkenntnis belohnt.

Elisabeth Czihak. „Souvenir“. 2009
Eine Auswahl von 10 Fotografien, einer Dokumentation der leerstehenden Ankerbrotfabrik, wurde auf Postkarten gedruckt, diese werden in einem Postkartenständer präsentiert. Die Postkarten können von den BesucherInnen wie ein Souvenir mitgenommen werden, die Ankerbrotfabrik in ihrem leeren Zwischenstadium bleibt in Umlauf und in Erinnerung. Das Produkt Postkarte ist außerdem ein Bezugspunkt zur Marke Anker, die Massenware Semmel wird zu einem einer Postkarte entsprechenden Preis verkauft.

Kirsten Borchert/ Larissa Leverenz/ Björn Westphal.„Stückwerk“. 2009
„Irgendwann entdeckt das jeder, der Bücher liest oder von einem nahen Menschen lesen lässt. Dann blättert man in diese strukuralistische oder post- oder postpost-Welt hinein, liest hier einen Satz dann dort, dann macht man das Buch zu, haut sich den Rücken an den Kopf, fertig. Dann mischt man das, was einem so in den Kopf gefallen ist, mit Gegenteil-Schreibern, mit eigenen hangups und Idiosynkrasien, dann vergisst man es, entdeckt es morgen neu, hat damit eine Menge Spaß.“ (Rainald Goetz)

Hilde Fuchs „Schau ma mal” Performance. 2009
Die Überbetonung von Sport, der Mangel an Kulturangeboten und eine Leerstelle, die sich unter Favoriten bei Wikipedia findet, sollen einander begegnen (neben Fußballern und Kabarettisten findet auch ein “Sandler” Platz, aber keine einzige Frau.
Fußball und Boxen, als typische Arbeitersportarten, werden akkustisch in einen leeren Raum transferiert.
Parallel dazu werden Projektionen von New South Wales und Zeichnungen von Picasso gezeigt – Phyllis McDuff ist dabei die Schlüsselfigur: sie erzählt in ihrem Roman “A Story Dreamt Long Ago”, wie sie die Zeichnungen von ihrer Mutter Bettina Mendl geerbt hat, eine Tochter von Ankerbrot Gründer Fritz Mendl, die 1938 nach Australien fliehen konnte. Sie sind das Einzige, was von der Kunstsammlung im Zuge der Arisierung übrig blieb.

Liesl Raff. "schiach wie die arbeit darin“. 2009
“Und dabei ist die Ankerbrotfabrik, erzählt mir der, der mir vom Laaerbergmaler erzählt, vom Ankerbrotfabrikmaler, dabei ist die Ankerbrotfabrik schiach wie die Arbeit darin. Wie eine Raubritterburg steht sie da, wie ein Spukschloß aus längst vergessenen Zeiten. Und sie sei ja auch eine Art Spuk, die Ankerbrotfabrik, wie sie so dastehe. 
Ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen die Raubritterburgen noch nicht so gut getarnt gewesen wären wie heute.” 
(aus: Peter Henisch. Baronkarl. Alte und neue Peripheriegeschichten.  Bibliothek der Provinz, Weitra 1992, S.44ff.)

Mike Kostner. „tangenteblau“. 2009
Eine scheinbare Projektion nach dem Camera Obscura-Prinzip wirft ein Abbild der Stadtlandschaft eines Fensterauschnittes auf die gegenüberliegende Fläche eines Innenraums. Das Abbild löst sich bei näherer Betrachtung in Wortkluster auf: in einem Transformationsprozess wird das Originalbild von einem äusseren geschriebenen zu einem inneren imaginären „Sprachbild“ kodiert; einzelne Worte verweisen inhaltlich auf „reale“ oder umschriebene Stadtbezüge mittels verschiedener Farbnamen: deponiegrau, weizengelb, semmelweiss, wienrot, südosttangenteblau, kebabbraun, neugrün, industriegrau, verkehrsrot...

Julian Turner. „Südbahnhof Hinterland“. 2009
Die Anlagen des Südbahnhofes trennen Favoriten von den Wiener Innenbezirken. Sie übernehmen die Funktion des Linienwalls, der die Stadt Wien umgab. Aus Richtung Innenstadt kann man den Bezirk nur durch eine von drei Bahnunterführungen betreten.
Die Gleisanlagen hinter dem Bahnhof wirken wie ein Grenzstreifen, eine Art Niemandsland. Selbst bei regem Rangierverkehr ist es hier viel ruhiger als etwa in der nahen Gudrunstraße. Süd- und Ostbahnhof entstanden als Provisorium und Kompromiss, und blieben immer als solcher bestehen. Jetzt wird dieser Fehler endlich berichtigt, und auf dem Bahnhofsgelände soll ein neuer Stadtteil entstehen. Ein neues Stück Favoriten wird baulich viel weniger von seinen Nachbarn getrennt sein, als dies bisher der Fall war. Doch der nächste Fehler wird gleich mitgeplant: Die U2 soll in das neue Stadtviertel verlängert werden - doch den 10. Bezirk selbst kaum erschließen.
Titel der Bilder (v.l.n.r.): o.T./ Dienstgutwagen/ o.T.
Meso-alpines Flair/ Nieder mit dem Staat.        julianturner.org

  

Christoph Kolar. "Erinnerungsort Absberggasse 13".
Film 16mm, S/W ca. 3 Minuten. 2009

Die Ankerbrot AG wurde 1891 von den Gebrüdern Mendl im Arbeiterbezirk Wien Favoriten gegründet. Der Standort in der Absberggasse 13 wuchs schnell heran. und wurde rasch zum größten
Bäckereibetrieb Österreichs. 1914 waren bereits 1.300 Mitarbeiter beschäftigt.

Als Großbetrieb war die Fabrik bedeutend für die Arbeiterbewegung. Hier fanden zahlreiche Arbeitskämpfe für bessere Arbeitsbedingungen statt. Bereits 1894 wehrte sich die Belegschaft gegen die Aussperrung von Kollegen, die die unmenschlichen Arbeitsbedingungen aufzeigten. 1907 kam es zum vier wöchigen Bäckerstreik.
Diese Arbeitskämpfe waren bedeutend für die ArbeiterInnenrechte. Unter Anderen wurde hier zum ersten mal die Achtstundenschicht eingeführt.

Als im Februar 1934 der Bürgerkrieg zwischen den Austrofaschisten und den Sozialisten ausbrach, folgte die Belegschaft den Streikaufruf der Sozialisten. Es kam zu einen kurzen Kampf. Nach der Niederschlagung des Arbeiteraufstand wurden zahlreiche ArbeiterInnen der Ankerbrotfabrik verhaftet.

1938 wurde die Anker Brot AG arisiert.
Die Erinnerung an deren jüdischen Vorbesitzer wurden für 7 Jahre ausgelöscht. Exemplarisch dafür ist das Markenzeichen, daß für diesen Zweck übermalt wurde. Aus H.F.M (Brüder Heinrich und Fritz Mendel) wurde A.B.M. (Anker Brot Manufaktur).
Während der NS – Zeit organisierten sich AnkerbrotmitarbeiterInnen in Widerstandsgruppen. Mehrere wurden verhaftet, drei von ihnen (Käthe Odwody, Franz Misek, Ludwig Führer) hingerichtet.

1945 wurde die Fabrik an die Familie Mendl zurückgegeben. Seitdem wechselten mehrmals die Eigentümer.

Miriam Bajtala. „Videostudie (180 grad auf anker)“
Dauer: ca.5:00 min. loop, 2009
Das gesamte Gelände rund um die Ankerbrotfabrik (einmal rundherum) wurde wie folgt, mit der Videokamera aufgezeichnet:
1. Pro Kamerablick vollzieht die Kamera eine 180? Bewegung von der Umgebung (Anfangspunkt) bis zur Ankerbrotfabrik (Mauer, Zaun, ...) (= pro Minifilm - Dauer: max. 6 sek)
2. Ca. alle 5 bis 10 Meter entsteht jeweils ein Minifilm (der in Punkt 1 beschriebene Film). Insgesamt sind es in etwa 150 Kamerablicke (= Minifilme).

Diese 150 Standpunkte werden bei Videostudie (180 grad auf anker ) so montiert, dass sich im Laufe des Videos ein gesamter 180 Grad Schwenk hin zur Ankerbrotfabrik ergibt. Dieser Schwenk dauert drei Umdrehungen. Sichtbar ist eine Videostudie, die ein spirallenförmiges Abtasten und Umkreisen des Areals  der Ankerbrotfabrik zeigt, beginnend mit der Umgebung, mit dem Blick nach draußen, wird sich dieser Blick in der Länge der 5 min. zu den Gebäudekomplexen der Ankerbrotfabrik hinwenden. Die Studie endet mit der Fokussierung auf die Fabrik, bzw. das, was von der Fabrik sichtbar ist (Mauer, Zäune, Gebäude, ...).

Johannes Stoll. „Schatten 2009“. Projektion. 2009
Ausgangsmaterial für die Intervention in der ehemaligen Ankerbrotfabrik ist eine Annonce aus dem „Neuen Wiener Journal“ vom 19. März 1938. Nach der Entlassung jüdischer MitarbeiterInnen aus der Ankerbrotfabrik weist die „Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation“ darauf hin, dass ab dem 15. März 1938 der Betrieb unter einer „rein arischen Leitung“ geführt wird und nun „1600 arische Mitarbeiter“ beschäftigt.
Dieses Dokument der Naziherrschaft soll diesen historischen „Unort“ in Erinnerung rufen.

Beate Hecher/ Markus Keim. „FATIGUE FRACTURE Variation I“. 2009
„FATIGUE FRACTURE Variation I“ist eine Audioinstallation basierend auf einer Textcollage von Utopieentwürfen vergangener Jahrhunderte, die sich aus den Schwerpunktthemen Arbeit, Erziehung, Verteilung materieller Ressourcen und (Schutz)-Architektur zusammensetzt. Der
Zuhörer vernimmt die Stimme eines Verhörten wie er flüsternd und selbstsuggestiv Texte ausgewählter Utopisten im Original spricht. Sein monotoner Sprachgestus wird fallweise durch drei von Außen intervenierende Stimmen unterbrochen, die den Lesenden auffordern, zentrale Aussagen zu wiederholen, zu verinnerlichen und schließlich zu propagieren. Infolge der Interventionen mutiert der anfängliche Monologcharakter zunehmend zum Verhör.

Elke Krasny/ Cynthia Schwertsik. „Last Name“. 2009
Texte und Fotografien.
"Last Name" ist eine namentliche Assoziationskette, die Frauenvornamen setzen Geschichte(n) in Gang: wie könnte das Leben von Doris oder Erika, Viktoria oder Hermi verlaufen sein, für welche wilden, abenteuerlichen, skurrilen, von der Norm abweichenden oder "ganz gewöhnlichen" Frauenbiografien stehen diese Vornamen ein, was für ein Leben verbirgt sich hinter diesen lapidaren Kürzeln ohne Nachnamen? Diese Frauenvornamen werden zum Sprechen gebracht, zu Leben erweckt und in einem anderen Kontext veröffentlicht. Fotos und Texte fangen die Namen ein, in den abbildungen taucht der öffentliche Raum der Stadt auf, in den Texten die mögliche gelebte weibliche Geschichte als Geschichte des privaten Raums, die den öffentlichen streift, berührt, mitbestimmt und mitgestaltet.

Bah vs. Liii Superviced. „Live aus dem Kühlraum“. 2009
Im mehr oder weniger hermetisch abgeschlossenen Kühlraum der Ankerbrotfabrik produzieren wir live einen experimentellen Musikfilm, der in Echtzeit über Leinwand und Anlage nach draussen übertragen wird.
Geplant sind 3 – 4 Sets, die jeweils assoziative Überbegriffe haben: Hefe, Arbeit, Temperatur...
Die Aktionen jedes Spielers dienen als Impulse für die anderen. Frei improvisierend  reagieren wir aufeinander und kreieren so eine komplexe Synthese auditiver und visueller Eindrücke.
Footage Material, vorproduzierte Videos, und Geräuschaufnahmen, sozusagen reproduzierte Bild – und Ton“erinnerungen“, werden in einen neuen Kontext gestellt und mit dem aus der unmittelbaren Interaktion entstehenden Material gemixt.
Die Performance ist ein assoziativer Prozess zwischen 3 Charakteren.
Das Spiel mit dem Verborgenen

Beteiligte:
Florian Fennes schöpft die akustische Bandbreite von Baritonsaxophon und Klarinette aus und multipliziert die Klänge mit Hilfe einer Loopstation.
Veronika Mayer lässt akustisches Archivmaterial, live gesampelte Töne, Geräusche aus den Videos und vom Saxophon im Computer zusammenlaufen und verschachtelt sie zu abstrakten musikalischen Gebilden.
Christine Schörkhuber überträgt  den musikalischen Prozess direkt mit der Videokamera und überlagert das Szenerie mit vorab erstelltem Videomaterial, und Filmmaterial.

Frank Hagen. „dazwischen hören“. 2009
Von der Ankerbrotfabrik als zentralen Punkt aus einmal hingehen und reinhören in den Lieblingsschauplatz der Rechtspopulisten. Menschen aus Favoriten reden über ihren Bezirk, ihren Wohnort und dessen nächste Umgebung. Wir blicken herum und schauen von außen auf ihre Fenster, hinter denen sie wohnen könnten, hören (zusammengefasst in einer Collage) flüchtig zu und finden dazwischen. 

Martin Grandits. REUMANNPLATZ | 2009
My work revolve around a specific subculture in austria, which is called “parallelsociety”.
This terminus,  characterize the part of society, built up by  immigrants  who don’t participate in many of the original traditions and rites  of austria.
The studies aims on the youth of this specific lowerclass.
my research focus terms like:
their “artworks”
their aesthetic feel,
their symbols,
their codes,
their language,
their visual environment,
their communication platforms
After the research , i assume their digital artworks (on mobilephones and youtube), convert them
and put them in a more “professional” form.

Julie Galsbo. „contemporary states“.2009
3 minutes long and a loop.
In Western societies industry has been and is still being moved out of the cities. This tendency can be seen as a process towards a post industrial society with a service based economy. Among others the exhibition spaces and temporary exhibitions moves into the empty facilities, replacing industrial economy with cultural economy. Thereby the exibition spaces are part of important changes in western societies. Today this tendency has become a trend. Like other trends it is no longer just a practical solution (if it ever where..), it is signifying contemporarity and is spreading to other industrialised societies.

Karin Hammer/ David Krems. „Stadt-Bild“
Video, 8mm - Videoloop 30 min.Wien 2009
Live-Musik: Hummerchips. (Bernhard Hummer, Jakob Schneidewind)
Eine Sub-Geschichte der Stadtplanung: Im Mittelpunkt stehen Gebäude, deren Funktion sich erfüllt hat und die nun in anderer Form genutzt,
umgebaut oder abgerissen werden. Mit super 8 (Film) und miniDV (Video) haben David Krems und Karin Hammer u.a.
Südbahnhof/Südtirolerplatz/Wien Mitte mit nahezu identischen Kameraperspektive aufgezeichnet. Somit kommen zwei grundlegend unterschiedliche mediale Technologien zum Einsatz: eine konserviert, eine lässt verschwinden.

Karl Kühn. „ECHOLOT“.
Klanginstallation. 2009
Ein um die eigene Achse rotierender Lautsprecher schickt in bestimmten Abständen synthetisch erzeugte Klangimpulse in den Raum. Der Vektor des Signals, Stützenraster und Wände der Architektur und die Position des Rezipienten selbst erzeugen eine stets unterschiedliche Komposition des räumlichen Klangbildes. Klangreflektionen und Streuungen, sowie Hall und Echo sind komplexe dynamische, raumabhängige Parameter, die sich mit dem
leicht variierenden Ausgangssignal überlagern. Durch die entstehenden Schwebungen, Harmonien und Dissonanzen wird der architektonische Raum als Klangkörper akustisch ausgelotet.

Romana Hagyo. "Sag mir wie Du wohnst...“
Toninstallation. Fotoserie. 2009
Auf Rundgängen in der (dreiteiligen) „Per Albin Hansson Siedlung“ führe ich Gespräche mit  Menschen, die hier wohnen und/oder arbeiten. In der Ausstellung werde ich von diesen Spaziergängen in akustischer und visueller Form berichten. Ein Themenschwerpunkt ist die Frage, wie das kulturelle Angebot und die Möglichkeiten zu eigeninitiativer kultureller Praxis wahrgenommen werden. Es soll sowohl bestehenden Aktivitäten Platz eingeräumt werden (von den Volkshochschulen bis zur Jugendkultur) als auch diskutiert werden, welche Angebote und Aktivitäten gewünscht würden. Intention des Projektes ist unter anderem, nicht über Menschen zu sprechen, sondern zuzuhören Weiterführende Gesprächsthemen sind die Lebensrealitäten in der Siedlung, die Wohnwünsche,
 -sehnsüchte und –utopien. Parallel dazu zeige ich in einer Fotoserie meine Sicht auf die Gebäude und Stadtmöblierungen.
www.hagyo.at/standard

Mizzi Schnyder feat. Raalrohm. „Luftschloss“. 2009
Eine schwebende Architektur wird aus Elementen der Ankerbrotfabrik generiert und in Papier nachgebildet. Die Form referenziert Teile des späthistoristischen Kerns der Industriebrache.

Nicht ohne Ironie ist die Tatsache, dass ausgerechnet der Name des Arbeiterbezirkes von der 'Favorita', einem abgekommenen barocken Jagdschloss, abgeleitet wurde. In der Arbeit geht es um die Konfrontation dieser beiden gleichermaßen abstrakten Ideen: So gerät das feudale oder absolutistische Schloss in den industriellen Großbetrieb als Inbegriff der zugehörigen Gesellschaftsform.

Raalrohm, die junge musikalische Zusammenarbeit der Künstler Paul Raal (DJ und Synthesizer-Programmierer) sowie Matthias Rohm (DJ und Software-Experte) inszenieren die Installation mit einem zweistündigen soundscapemix.

 

Frederike Schweizer/ Sissa Micheli. „On the ice fields“. 2009
Videoloop, Farbe, Musik:  dear god von Schuyler Maeh. Wild nights von Sissa Micheli 
Zwei Frauen richten sich unbeirrt von der Kälte auf einer Eisfläche, ein scheinbar gemütliches Zuhause ein. Alle Einrichtungsgegenstände und selbst die Frauen kommen aus einem Schrank. Es handelt sich hierbei um ein absurdes Unterfangen, das mit Ernst und Akribie aber auch lustvoll betrieben wird. Innen -und Außenraum verschmelzen und eine Art Behausung ohne Mauern entsteht in der Natur.

Die Arbeit spielt die Grundbedürfnisse des Menschen, d.h. Nahrung, Behausung, Sitten, Bräuche, Ideale und Ideologien an und stellt sie gleichzeitig in Frage.
“Das was uns stört, ist das was wir brauchen.”
sissamicheli.net

Sigbjörn Bratlie/ Arne.B.Langleite. "Kahuna". 2009

Haas/Mayer/Mickal. „UnMöglichkeiten“. 2009
Es liegt in der Verwertungslogik privatwirtschaftlicher Immobilienprojekte, dass ein Projekt genau definiert und (scheinbar) berechenbar ist. Realisiert wird ein Masterplan, und allzu oft an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Mit "UnMöglichkeiten“ wird der tatsächliche Bedarf der Bevölkerung nach Frei-Räumen verortet. Nach dem Zufallsprinzip wurden Interessenten gesucht, die die leerstehenden Räumlichkeiten gerne nutzen würden – eine Art "soziales Experiment". Herausgekommen sind viele Möglichkeiten, was in der Ankerbrotfabrik passieren könnte – abgesehen von einer Kunstausstellung.

Gabriel Tempea „O.T“ x 3. 2009
Ihrer Funktion entledigt, bleibt verlassenen Industrieräume keine weitere Realität als ihre eigene Anwesenheit über. Somit entstehen
zwischen dem schlichten, leeren Raum, den die moderne Architektur aus der Industrie übernommen hat und den Minimal Art Installationen subtile Ähnlichkeiten. Mangels einer außerhalb liegenden Bedeutung sind beide auf ihre Anwesenheit streng angewiesen und daher vom physischen Verfall oder von Veränderungen extrem gefährdet. Man tendiert die Aufmerksamkeit, die die Umgestaltung verlassener Industrieräume erregt, auf damit verbundenen sozialökonomischen oder ästhetisch-urbanistischen Aspekten zurückzuführen. Was aber am tiefsten beunruhigt, ist die Zerstörung/Veränderung der Artefakten, die man nur durch unmittelbare Betrachtung erfassen kann.

Martin Kitzler. „O.T“
Schrumpffolie/Rauminstallation. 2009
Mit einem alltäglichen Industriematerial werden durch Verwendung von Zugspannungen neue Raumflächen definiert.

Silke Maier- Gamauf. „nomad field“. 2009
Sie wechseln den Wohnort des Arbeitsplatzes wegen – brechen die Zelte ab und stellen sie anderswo auf – bearbeiten immer wieder neue Felder. Diese „modernen“, nomadischen Lebensweisen nehmen weltweit zu.
Die Basis von nomad field bilden Interviews mit ArbeiterInnen der Ankerbrot AG, welche häufig den Arbeitsplatz gewechselt haben oder deren  Wohnort an Bodenhaftung verlor. In weiterer Folge beziehen sich die Fragestellungen auch auf Dauer der Tätigkeiten, soziales Umfeld, Selbstbild bzw. Identität und Alltagsrituale.
Die Gespräche werden in Form von Tonfrequenzkurven auf Zeltböden  übertragen - so werden die Zelte zum Bildträger und von der Decke hängend präsentiert. Die Zeltplanen bestehen aus hauchdünner Kunstseide – denn diese Lebensform vermag Privates und Intimes kaum zu verbergen und greift ein –„when I move across the country a lot of times that completely changes my relationship with people“ Interview M. Gillespie. 
Zum Soundteppich verwoben - teils in den Zelten adaptiert - werden Gesprächsmitschnitte aus den Interviews, Klänge und Geräusche (auch aus der Ankerbrot AG) hörbar.

Eloui/Nicole Miltner/Gerald Naderer/Heimo Prünster/Benjamin Tomasi
„NEON“. Material: Wasser und Seife. 2009
Wir errichten einen Raum im Raum. Unsere Methode ist  nicht das Hinzufügen, sondern das Wegnehmen: Wir putzen.  Wir entfernen die Überlagerungen der Zeit von Fliesen, Fenstern, Boden und Wänden. Das Reinigen wird zum Medium.
So wie sich jedoch der Schmutz nie am richtigen Ort befindet, so erscheint nun die entschmutzte Fläche dem restlichen Raum als nicht zugehörig. Wird am Ende das Putzen selbst zum Schmutz?

Maria Anwander. „Ohne Titel“. 2009
Soundinstallation. Boot / Wasser / CD-Player.
In einer vorgefundenen Wasserlache schwimmt ein Spielzeug-Boot aus der DDR, daneben steht ein CD-Player in Form eines Piano, der den Schlagersong „Seemann deine Heimat ist das Meer“ von „Lolita“ abspielt. Das Lied erzählt von Heim- und Fernweh als auch von Liebe und Sehnsucht.

 

Daniel Chluba. „Do it yourself“. 2009
„Seit eh und je spielen in der Menschheitsgeschichte verschiedene Formen des Badens eine Rolle. Ob es daran liegt, daß auch wir aus dem nassen Element stammen, oder ob es lediglich eine Angewohnheit der Säugetiere ist, sich zu Reinigen, sich zu erfrischen, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. es ist heute nicht mehr nachvollziehbar, wie und wann man gemerkt hat, daß man sich wohl und angeregt fühlt, wenn man sich nach einer Hitzephase kurz abkühlt. Jedenfalls hat sich diese Art des Wechselbades weit verbreitet. 

 

Judith Fischer. „FACTFICTION: what is a ghost?“.2009
Installation (fotografien, 35mm-film, sound, backpapier)
factfiction: unort. ein seltsam leerer schauplatz. potentialitaten, raetselhaftes, unheimliches. unfaelle vielleicht, zwischenfaelle. hier dort. früher jetzt. diese eine ecke des raumes. what is a ghost? a tragedy condemned to repeat itself time and again? an instant of pain, perhaps. something dead which still seems to be alive. an emotion suspended in time. like a blurred photograph. like an insect trapped in amber. it is still alive and it knows that we are here. der von mir transkribierte englische txt aus einem film von guillermo del toro wird gemeinsam mit grafischen notationen materiell mittels eines lackstiftes auf die tonspur eines 35mm films übertragen, am schneidetisch analog abgetastet und die daraus resultierenden geräusche digitalisiert. ergebnis ist der rest einer semiotischen spur als auditives ereignis. einzelne filmkader werden zu fotografischen prints.

Katrin Hornek. „If all walls could be sweet walls“. 2009
Katrin Hornek nimmt in dieser Arbeit Bezug auf Allen Kaprows Happening von 1970 „Sweet Wall“, bei dem er eine Mauer mit Marmelade, Brot und Ziegelsteinen gebaut hat, verweisend auf die Berliner Mauer. Nach der Fertigstellung wurde die Wand demonstrativ zerstört und somit der Fall der Mauer verhandelbar gemacht. Da in einem Teil der ehemaligen Ankerfabrik demnächst Lofts entstehen sollen (City Loft GmbH), in denen das Zielpublikum „Creative Industrie“ arbeiten und wohnen kann, hat die Künstlerin eine Mauer aus Glasbausteinen gebaut und diese mit Marmelade verkittet. Der Skulptur wird dadurch eine Potenz eingeschriebenen, diese zu zerstören. „Die Arbeiterklasse“ ist veraltert und „die ungeschützt arbeitenden KünstlerInnen“ nur noch zu einem geringen Prozentsatz politisch aktiv. Der Ort wird beiderseits seiner politischen Handlungs-fähigkeit entleert. Industrieumgebungen werden nun als Dekor erlebt, das Happening verkitscht. Durch eine unreflektierte Aufwertung der Fabrik, werden die umliegenden weißen Flecken noch weißer und die kulturelle Unsichtbarkeit des Bezirkes erstickt in Gelatine.

Liddy Scheffknecht/ Armin Wagner.„Pop Up“. 2009
Karton, Klebeband, 94 x 275 x 200 cm. 2009 Ähnlich einer Buchseite kann die Skulptur aufgeklappt werden. In der Technik eines Pop-Up-Buches entfaltet sich ein mobiler Arbeitsplatz aus Karton, welcher aus Schreibtisch, Stuhl und Laptop besteht. www.liddyscheffknecht.com www.arminbwagner.com

 

Thomas Wagensommerer als dotcom[plot]. „you/rr/atio“. 2009
Das Projekt “you/rr/atio” abstrahiert den Raum. Es ist eine Liebesbekundung an seine Form(en). Die Arbeit basiert ausschließlich auf - dem Raum eigenen – Verhältnissen und Zahlenwerten. Die Zahl als nicht existierende und unbegründete Annahme. Der Mensch weiß über die Zahl mehr als die anschauliche Form des Zeichens. Er weiß auch über die Möglichkeit zur Gestalt aufgrund der Zahl, aufgrund der Proportion. Der Raum ist also Form und Formgebender. Er ist Parameter und Ausführender. Die Zahl ist Zeichen und Funktion. Art der Arbeit: A/V-Endlosschleife, Mittel: NI Reaktor & Processing http://dotcomplot.blogs.sonance.net

Letizia Werth.„Berg aus Staub“. 2009
Dieser Berg kommt aus dem realen Leben; aus meinem Wohnzimmer sozusagen. Dieses Objekt verkörpert für mich auch etwas „ poetisches“; zwischen der Schönheit von Bergen und der Realität jenseits von Kitsch. Aus dem nutzlosen und immer wiederkehrenden Staub wird ein Berg gemacht. Größenverhältnisse werden hinterfragt und umgekehrt. Aus dem Kleinen baue ich was großes und aus dem Dreck was schönes und erschreckendes zugleich. Das Objekt stellt eine Umkehrung dar: aus dem„verwelktem“ wird ein schönes Objekt gemacht, das trotzdem in seinem Ekel verwurzelt bleibt. Die Tourismus Branche verwendet das Bild des Berges oft in Zusammenhang mit Natur und Sehnsucht. Dieser Berg kommt aus dem realen Leben; aus meinem Wohnzimmer sozusagen. Dieses Objekt verkörpert für mich auch etwas „ poetisches“; zwischen der Schönheit von Bergen und der Realität jenseits von Kitsch.

Christian Nikolaus Ruchnewitz. „BLOCK“. 2009
Brause ist eine Mischung aus Natron und Ascorbinsäure. Beim Kontakt mit Wasser vollzieht sich eine chemische Reaktion, bei der Kohlendioxid freigesetzt wird - die Brause löst sich dabei auf. Die Arbeit BLOCK ist eine ephemere Installation für die Dauer der Ausstellung. Unter dem Einwirken des Wassers schwindet Form und Material dahin, unwiderruflich – der Ausgangszustand lässt sich nur noch dem Namen nach erahnen. Es bleibt natürlich die Möglichkeit die Flüssigkeit aufzufangen – der Geschmack ist Zitrone.

Eröffnung 17.04.2009:

 


Johanna Tinzl / Stefan Flunger „The Great Transformation“


Paul Horn "puffy"


Paul Horn "profi"


Elke Krasny/ Cynthia Schwertsik. „Last Name“


mizzi schnyder feat. Raalrohm."luftschloss". Frederike Schweizer/Sissa Micheli. „On the ice fields"

Brunch 19. 04. 2009:

Performance isebuki: "marked-to-market"

Photodokumentation der Arbeiten: Gregor Graf

Photos Eröffnung/Brunch: Lorenz Potocnik